Montags-schmerzen und Freitags-fieber: Wenn Plötzlichkeit zum Muster wird
Kommt Ihnen das bekannt vor? Montagmorgen, das Telefon klingelt – Krankmeldung. Freitagvormittag, die nächste WhatsApp: "Fühle mich heute nicht so gut." Man könnte meinen, es handle sich um einen Zufall. Ein unglücklicher Einzelfall. Ein wenig Pech eben. Doch wenn das "Pech" systematisch an Montagen und Freitagen auftritt, lohnt sich ein genauerer Blick.
"Montagsschmerzen" und "Freitagsfieber" sind in einigen – wenn auch wenigen – Fachgeschäften der Augenoptik und Hörakustik kein unbekanntes Phänomen mehr. Und nein, es liegt nicht an einer neuen Virenmutation, sondern an etwas viel Bodenständigerem: fehlender Motivation und Bindung.
Das stille Signal hinter dem Krankenschein
Wenn Mitarbeitende sich vorzugsweise an Brückentagen oder Wochenenden krankmelden, steckt oft mehr dahinter als eine Erkältung. Häufig ist es ein stilles Signal. Eines, das viele Unternehmer übersehen oder ignorieren, bis es zu spät ist.
Sicher, echte Krankheitsfälle gibt es immer. Aber wenn sich die Fälle häufen und ein Muster entsteht, sollten bei Ihnen alle Alarmglocken schrillen. "Montagsschmerzen" sind selten nur ein medizinisches Problem – sie sind ein Ausdruck innerer Kündigung, von Unzufriedenheit oder Überforderung.
Typische Symptome im Betrieb:
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Steigende Kurzzeitausfälle
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Sinkende Motivation im Team
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Wachsende Spannungen unter Kollegen
Auswirkungen auf Inhabergeführte Betriebe
Gerade in inhabergeführten Fachgeschäften sind ungeplante Ausfälle ein harter Schlag. Jeder einzelne Mitarbeiter zählt. Fällt jemand plötzlich aus, bricht die Servicequalität ein, Termine müssen verschoben werden, Kunden sind verärgert.
Noch schlimmer: Die Kollegen, die anwesend sind, tragen die Mehrbelastung. Und nichts frustriert ein engagiertes Team schneller, als ständig für andere mitarbeiten zu müssen. Langfristig leidet nicht nur die Stimmung, sondern auch Ihre Arbeitgebermarke. Fachkräfte sprechen miteinander. Und ein Betrieb, in dem "plötzliche Krankheiten" die Regel sind, wird für leistungsbereite Bewerber schnell unattraktiv.
Ursachenforschung: Warum entstehen Montagsschmerzen und Freitagsfieber?
Wer die Symptome bekämpfen will, muss die Ursachen verstehen. Die wichtigsten:
- Fehlende emotionale Bindung: Wer sich dem Unternehmen nicht verbunden fühlt, erlebt die Arbeit als Pflichtprogramm, nicht als Aufgabe mit Sinn.
- Schlechte Führung: Unklare Kommunikation, fehlendes Feedback oder Inkonsequenz führen zu Frust und Flucht in die Krankheit.
- Mangel an Wertschätzung: Ein einfaches "Danke" kostet nichts, wirkt aber Wunder. Fehlt diese Anerkennung, fühlen sich Mitarbeiter schnell ausgenutzt.
- Überforderung oder Perspektivlosigkeit: Zu hohe Erwartungen ohne ausreichende Ressourcen oder fehlende Entwicklungsmöglichkeiten rauben Motivation.
Lösungen: 4 PraxisTipps, Wie Sie das Phänomen nachhaltig eindämmen
1. Offene Gesprächskultur schaffen
Vermeiden Sie die berühmte "Schweigemauer". Regelmäßige, echte Gespräche – jenseits von standardisierten Mitarbeitergesprächen – helfen Ihnen, Probleme frühzeitig zu erkennen. Fragen Sie nicht nur nach "Wie geht's?", sondern hören Sie wirklich zu. Erkennen Sie Zwischentöne. Wer seine Mitarbeitenden ernst nimmt, erfährt mehr, als jede Krankmeldung je verrät.
2. Anreize setzen, nicht Kontrolle erhöhen
Vertrauen schafft Bindung, Kontrolle schafft Distanz. Statt jeden Krankenschein misstrauisch zu beäugen, setzen Sie positive Anreize: kleine Belohnungen für besondere Leistungen, gezielte Weiterbildungsangebote oder die Möglichkeit, bei guter Leistung selbständiger über Arbeitszeiten zu bestimmen. Mitarbeiter, die Gestaltungsspielräume haben, kommen lieber zur Arbeit – nicht nur an Dienstagen.
3. Flexible Arbeitszeitmodelle prüfen
Die klassische 9-to-18-Uhr-Schicht passt nicht mehr zu jedem Lebensmodell. Flexible Arbeitszeiten oder die Möglichkeit, Arbeitszeiten anzupassen, können Wunder wirken. Wer weiß, dass private Termine, Kinderbetreuung oder persönliche Belange berücksichtigt werden, bringt sich motivierter ein. Manchmal reicht es, bestimmte Freitage regulär freizugeben oder Homeoffice-Tage für Verwaltungsarbeiten einzuführen.
4. Gesundheitsmanagement etablieren
Gesundheit fängt im Kopf an. Wer seinen Mitarbeitenden ernsthafte Angebote macht, zeigt: "Wir meinen es gut mit dir." Dazu gehören nicht nur ergonomische Arbeitsplätze oder Sehtests, sondern auch Unterstützung im mentalen Bereich. Stressbewältigungs-Workshops, kurze aktive Pausen oder Kooperationen mit Fitnessstudios sind kleine Investitionen mit großer Wirkung.
Klartext: Ihre Verantwortung als Unternehmer
Mitarbeiter verändern sich nicht, weil man es ihnen befiehlt. Sie verändern sich, weil man ihnen einen Grund dazu gibt. Wenn "Montagsschmerzen" und "Freitagsfieber" in Ihrem Unternehmen grassieren, sind nicht nur die Mitarbeitenden gefordert. Sie auch.
Vorbildverhalten, klare Erwartungen und konsequentes Handeln sind gefragt. Wer Fairness fordert, muss sie auch selbst leben. Wer Leistung will, muss Perspektiven bieten. Nicht mit leeren Phrasen, sondern mit konkreten Angeboten. Es reicht nicht, sich über Krankmeldungen zu ärgern. Wer Änderung will, muss anfangen, die Ursachen zu beseitigen.
Unterm Strich: "Montagsschmerzen" und "Freitagsfieber" sind keine Naturgesetze. Mit der richtigen Strategie, echtem Interesse an Ihrem Team und einer Portion Mut zur Veränderung schaffen Sie es, diese Symptome zur Ausnahme zu machen. Denn: Ein motiviertes Team kennt keine bevorzugten Krankheitstage. Es kennt nur eins – Freude an der Aufgabe. Und die ist ansteckender als jedes Virus.
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